Die Unverständigen reden sich ein: Es gibt keinen Gott! Sie sind völlig verdorben, ihr Tun ist abscheulich, unter ihnen ist niemand, der Gutes tut.@Psalm 14,1
Porträt
Martin Luther (1483–1546)

Mar­tin Lu­ther, 1524 (🔊 pdf nwc).

Es spricht der unweisen Mund wohl:
Den rechten Gott wir meinen;
Doch ist ihr Herz Unglaubens voll,
Mit That sie ihn verneinen.
Ihr Wesen ist verderbet zwar,
Vor Gott ist es ein Gräuel gar;
Es tut ihr keiner kein Gut.

Gott selbst vom Himmel sah herab
Auf aller Menschen Kinden,
Zu schauen sie er sich begab,
Ob er jemand würd finden,
Der sein Verstand gerichtet hätt,
Mit Ernst nach Gottes Worten thät
Und fragt nach seinem Willen.

Da war niemand auf rechter Bahn,
Sie war’n all’ ausschritten,
Ein jeder ging nach seinem Wahn
Und hielt verlorne Sitten.
Es thät ihr’r keiner doch kein Gut,
Wiewohl gar viel betrog der Muth,
Ihr Tun müßt Gott gefallen.

Wie lang’ wollen unwissen sein,
Die solche Müh aufladen
Und fressen dafür das Volk mein
Und nähr’n sich mit sein’m Schaden?
Es sieht ihr Trauen nicht auf Gott,
Sie rufen ihm nicht in der Noth,
Sie woll’n sich selbst versorgen.

Darum ist ihr Herze nimmer still
Und steht allzeit in Forchten;
Gott bei den Frommen bleiben will,
Dem sie mit Glauben horchen,
Ihr aber schmäht des Armen Rat
Und höhnet alles, was er sagt,
Daß Gott sein Trost ist worden.

Wer soll Israel, dem armen,
Zu Zions Heil erlangen?
Gott wird sich seins Volks erbarmen
Und lösen, die gefangen.
Das wird er tun durch seinen Sohn,
Davon wird Jakob Wonne han
Und Israel sich freuen.